Sometimes, the best way to heal is not to meditate or to cleanse your chakras. Sometimes the best way to heal is to tell other people to fuck off!
Ich weiß gar nicht mehr, wann und wo ich diesen Spruch gelesen oder gehört habe. Ich weiß nur, dass ich damals ziemlich entsetzt darüber war. DAS war meinem inneren Peoplepleaser geschuldet, der immer wieder ohnmächtig zusammensackte – trotz Papiertüte und Atemübungen.
Heute sehe ich das etwas anders. Heute, was ein Tag! Er begann schon beschissen mit nur 2,5 Stunden Schlaf gegen Morgen. Diese Stunden wurden immer wieder durch aufschrecken unterbrochen, als hätte jemand an der Türe geklopft oder eine Scheibe eingeschmissen, also mit einem ganz unguten Gefühl. Noch vor dem ersten Kaffee auf dem Weg ins Bad stolperte ich über einen Haufen dreckiger Wäsche auf dem Boden und stieß mir natürlich den kleinen Zeh an meiner Kommode, die ich als Raumtrenner nutze. In der Küche, auf der Suche nach einem Becher für meine Kaffeeschorle war es, als sprach mich das Chaos auf der Küchenzeile an. Pssst, wir sind auch noch da!, schien das Geschirr mir zu zu flüstern. Ein weiterer Moment später versuchte ich, im Halbschlaf das Trennungsblättchen in grün – Selbstdreher wissen, wovon ich rede – als Zigarette zu verfriemeln. Es ist also eigentlich ein typischer Montagmorgen, von der Sache an sich. Langsam startete auch die brain.exe und erinnerte mich an eine tapetenrollenlange ToDoListe. Mit meinen wenigen aktuellen geistigen Ressourcen und meinem mentalen Akku auf vielleicht maximal 10% versuchte ich schon zu kalkulieren, wie ich all das schaffen sollte und was ich am besten zuerst angehen „wollte“.
Und genau DA dachte ich erneut an eben diesen Spruch. MiniMe kam vor meinem inneren Auge auch aus dem Schlafzimmer getappst, müde und mit einem „ESMI“-Schild.Und dafür bin ich meinem inneren Kind sehr dankbar. Denn ich fing genau da an, wo ich vor meinem Besuch in der Klinik quasi aufgehört hatte. Ich war bedacht darauf, wie eine Maschine zu funktionieren und meine Bedürfnisse hinten an zu stellen. Lieber MiniMe, so erinnernd.
ESMI? Was das bedeutet? Es steht für
- E inen
- S cheiss
- M uss
- I ch
Und dieser Satz ist nicht etwa respektlos Menschen gegenüber gemeint. Natürlich bleiben Verpflichtungen, die nicht nur erfüllt werden dürfen, sondern sogar müssen. Alles andere wäre unachtsam einem selbst gegenüber. Ich rede hier von Erwartungen, die einem das ganze Leben lang an den Kopf geworfen wurden. Erwartungen wie: Das kann doch nicht so unordentlich in Deiner Wohnung sein. Fühlst Du Dich denn da nicht unwohl? Gerne könnt ihr weitere Erwartungen einfügen in Gedanken.
Doch heute? Jeder, der so oder ähnlich ankommen würde, dem würde ich genau den Spruch um die Ohren hauen. Denn:
- ESMI! Weil es ist einfach so.
- Stay in your lane and out of my business. My home. My rules. And the driver picks the music. 😈
- Ich bin nicht umsonst arbeitsunfähig geschrieben und habe 8 Wochen Klinikaufenthalt hinter mir.
Nur weil man meinen „Bruch“ nicht sieht, ist er nicht weniger valide. Einem Menschen mit körperlichen Krankheiten würde man nach dieser Zeit im Krankenhaus ja auch nicht sagen: „Nun werde aber mal wieder fit.“ Und genau deshalb:
- lass ich den Koffer halboffen an der Wand stehen.
- Das Chaos in der Küche? Wenn ich die Türe zu mache, geht es eigentlich.
- Die Berge dreckiger Wäsche auf dem Boden? Floordrope-Inseln. Ist halt so.
Heute bin ich einfach und mache was mir gut tut und lade meine Akkus auf. Nach 2,5 Stunden nächtlichen Schlaf und einmal 1,5h Vormittagsnickerchen bekommt jede*r, der andere Erwartungen an mich hat, den Mittelfinger gezeigt.
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