Ein Saal voller Erwarungen
Ein öffentlicher Prozess und der Gerichtssaal war voll. Es waren alle da, angefangen von Beamte der Spaßpolizei über Humptey Dumptey bis hin zu Zausel der Zeppelindelfin. Keiner wollte es sich entgehen lassen, wenn Richter MiniMe den Hammer schwang. Doch das dauerte noch, denn der ehrenwerte Richter saß noch in seinem Zimmer und sortierte Glitzer nach Form und Farbe.
Der Angeklagte: stehts unglücklich
Währendessen rutsche Ernst Lebens unglücklich auf der Anklagebank hin und her – gut, wann war er mal glücklich im Leben gewesen? Aber dies, so war er sich einig war der unglücklichste Tag in seinem Leben. Etwas erfreute ihn daran. Viel unerfreulicher fand er es, dass die Zuschauerbänke voll waren. Und wo kein Platz war, nahmen die Starken die Schwächeren auf den Schoß oder die Schulter, je nachdem, wie groß oder klein sie waren. Was erfreuten sie sich nur alle an seinem Unglück?! Doch schon wurde er von einem lauten Räuspern aus seinen Gedanken gerissen.
Der Auftritt des ehrenwerten MiniMe
„Meine Damen, Herren, sehr geehrte diverse Wesen, der ehrenwerte MiniMe!“ raunte ein Bär in den Saal. Sofort wurde es still und alle erhoben sich. Naja, Ernst blieb sitzen; dieser Dreikäsehoch bekam keinen Respekt von ihm. Obwohl, jetzt wo er sich das brummige Gesicht des Herrn Bär anschaute, stand er vielleicht doch auch auf. Er stand gerade, da kam auch schon MiniMe mit einem Radschlag in den Gerichtssaal und kicherte, bevor er seinen Hammer in die Hand nahm. Er fand es immer wieder erheiternd, wenn der ganze Saal den Atem anhielt, als er den Hammer schwang.
„Oink! Oink! Oink!“ – der Hammer spricht
Auch heute wieder deutete er erst zwei Mal an, bevor der Hammer auf den dafür vorgesehenen Platz haute. Das Geräusch wie eine Clownsnase erklang, alle atmeten durch und setzen sich. Nur Herr Eule von der Staatsanwaltschaft blieb stehen: „Wir verhandeln heute das kindliche Volk gegen Ernst Lebens. Ihm wird zur Last gelegt, jegliche Fantasie im Keim zu ersticken und grauen Griesgram zu verteilen.“ Herr Eule setzte sich und auf den Zuschauerbänken machte sie ein „Buuuh!“ breit. Doch MiniMe verbot sich das und holte mit dem Hammer mehrfach aus. Oink! Oink! Oink machte der Hammer. „Liebe Anwesende, bitte lassen Sie uns nichts verzögern, mein Kakao wird sonst kalt!“ DAFÜR hatten die Besucher natürlich Verständnis und es herrschte sofort Ruhe. „Also Herr Lebens, was sagst du dazu?“ MiniMe sah Herr Lebens an. Der räusperte sich erst einmal direkt. „Also Euer Ehren, erst einmal bin ich Herr Ernst des Lebens, ich möchte, dass Sie mich richtig ansprechen, wenn ich hier an den Pranger gestellt werde.“ MiniMe ganz anständiger Richter kicherte und murmelte was von „Ernst des Lebenspups„. Aber er war auch gut drauf und strecke dem Angeklagten dieses Mal nicht die Zunge raus, sondern winkte der Staatsanwaltschaft zu. Das bedeutete, die Akte sei zu korrigieren; nicht dass das Urteil noch angefochten werden konnte. Doch auch das hätte der ehrenwerte MiniMe vereiteln können, hatte er doch unter seinem Richtertisch sein Plastiksäbel vom Piratenkostüm. (Solle er nur anfangen zu fechten!)Oo So waren MiniMes Gedanken.
Tatsächlich kam Herr des Lebens endlich zum eigentlichen Thema: „Seit Generationen wird in unserer Familie der Ernst, also der Name, weitergeben, sowohl zu Söhnen, als auch Töchter. Dies ist lange Tradition. Und es heiße ja schon im Sprichwort: Das Leben ist kein Ponyhof. Wo kömen wir denn da hin, wenn jeder Spaß und Freude hat, Tag für Tag?“ schloss Herr des Lebens seine Verteidigung.Der ehrenwerte MiniMe schaute den Angeklagten gelangweilt an, warf den Kopf in den Nacken und stellte sich schlafend: „Laaaangweilig! Auf mehr haben Sie ihre Verteidigung nicht aufgebaut, Herr des Lebenspups?!“ Die Zuschauer lachten. „Einspruch euer Ehren!“ Brüllte Herr Bisam, der Antwalt des Angeklagten und dessen Nase tatsächlich aussah wie die einer Ratte. „Ich möchte, dass wir auf die Frage eingehen und rufe daher den ersten Zeugen in den Zeugenstand, die graue Eminens Alltag.“
Herr Alltag als Zeuge
Am grauen Alltag war tatsächlich alles grau, von den feinen Haaren, die wie Spinnweben aussahen bis hin zum Anzug den er trug und der nicht nur die Farbe von Staub zu haben schien, sondern aus Staub bestehen musste! Er schlurfte schwer zum Platz für den Zeugen und setzte sich schwer atmend. „Iiiiih, Alte-Männer-Geräusche!“ konnte man aus dem Publikum vernehmen. Dieses Mal griff MiniMe nicht ein, er fand es zu amüsierend. Damit der Zeuge nicht noch weiter klein gemacht wurde, ergriff sofort Herr Bisam das Wort: „Herr Alltag…“ Sofort unterbrach dieser den Anwalt. „Ach sag doch Grauer zu mir, wir kennen uns doch schon lange, der Ernst und ich.“ Herr Bisam schlug die Hände über den Kopf und MiniMe horchte auf. Er fing noch einmal von vorne an, nachdem er Herrn Alltag sehr intensiv anschaute. „Also noch einmal Herr Alltag. Was sagen Sie dazu?“ Grauer Alltag schaute sich um: „Wozu? Also ich finde es schön, mal aus meinem Hamsterrad raus zu kommen. Hier ist es ja sehr angenehm, es wird gelacht, scheinbar gibt es nachher Kakao und die Besucher sind alle freundlich und bunt.“ Die angesprochenen Besucher kicherten und man sah Herrn Bisam deutlich an, dass das SO nicht geübt war. Aber MiniMe hätte es auch gewundert, wenn der alte, langsam vergessliche Herr Alltag seinen Text behalten hätte, bei all der Vielfalt; es war schon etwas überwältigend. Herr Eule griff ein: „Also Grauer, ich darf Sie doch auch grauer nennen oder?“ „Aber natürlich,“ erwiderte der Zeuge. „Wir kennen uns ja auch schon lange, Du hast wenigstens etwas aus Deinem Leben gemacht, nicht so wie er da.“ Herrr Alltag deutete auf den Herrn des Lebens. Herr Eule fühlte sich sichtbar geschmeichelt, aber blieb doch höflich neutral. „Also Grauer, finden Sie nicht auch, dass Herr des Lebens ein bisschen Spaß und Farbe vertragen könnte?!“ „Absolut,“ sagte dieser und sprang auf. Naja, springen nicht, er erhob sich gemächlich und sagte zu Ernst: „Nimm das Urteil an, Junge. So schnell ist dein Leben nur ein Abschnitt und nachher denkst Du Dir: Ach hät‘ ich doch! Ich habe nichts weiter zu sagen, Euer ehrenwerter MiniMe. Ich möchte ja nicht, dass der Kakao nachher noch kalt wird und eine Haut bekommt.“ Der ganze Gerichtssal verzog die Miene, sogar Ernst schaute etwas angeekelt. DAS war sogar für ihn zu viel, kalter Kakao mit Haut!
Das Urteil mit Kakao und Glitzer
„So sei es,“ sprach MiniMe und erhob sein Hammer. „Im Namen des Spaßgesetzbuches ergeht folgendes Urteil: Der Angeklagte wird zu einem heißen Kakao mit buntem Glitzer an mindestens 30 Tagen verurteilt, die Tage darf er selber aussuchen! Weiter darf er abends eine Geschichte vorgelesen bekommen!“ Der Hammer sauste auf den Richtertisch. „Damit ist die Sitzung beendet, Kakao und Kekse für alle!“
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